Thomas Vinson– Essai

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THOMAS VINSON

Essai

 Die künstlerische Veränderung und Gestaltung handelsüblicher Werkmaterialien definiert die Kunst von Thomas Vinson (*1970 in Paris, lebt in Gießen und Paris). Seine Fundstücke werden so bearbeitet, gestaltet oder arrangiert, dass auf Basis ihrer Materialität etwas Neues entsteht: Der Boden einer Faltschachtel wird zum konstruktivistischen Relief; zwei parallel aufgespannte, abgenutzte Schleifbänder zum malerischen Objekt; eine mit Motoröl beschichtete Sperrholzplatte zum monochromen Bild. Das abgebrochene Stück Styropor, dafür gefertigt, passgenau ein technisches Gerät zu umschließen, steht als skulpturales Objekt auf dem Sockel. Täuschend echt stellt es mit der bröseligen Bruchstelle seine Stofflichkeit zur Schau – bei näherer Untersuchung handelt es sich dabei aber nicht um Styropor, sondern um einen Aluminiumguss.

Nur scheinbar sind die verwendeten Materialien >>Objets Trouvés<< oder <<Ready Mades<< im Sinne Marcel Duchamps, also alltägliche Gegenstände, die im Kontext einer Galerie zu Kunst werden. Vielmehr werden die Fundstücke von Thomas Vinson nach genauen formalen und ästhetischen Überlegungen manipuliert, zusammengestellt oder beschnitten. Material und Form sind schließlich als gleichwertig zu betrachten und bilden zusammengenommen eine Einheit. Das heißt, dass die individuellen Eigenschaften der stofflichen Beschaffenheit und der Oberfläche zu formdefinierenden Strukturen werden, Kanten, Stöße, Nahtstellen sowie hinzugefügte Schnitte zu gestalterischen Elementen.

Erika Wäcker-Babnik

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