Ausstellungsrückblick 2002

Jahresübersicht 2002

2002-01-01 - 2002-12-30

  • Karl Bohrmann – Arbeiten auf Papier
  • Anja Luithle – Objekte
  • Hans Sieverding – ET IN ARKADIA EGO - Holzschnitte
  • Rolf Bodenseh – Steine - Skulpturen und Zeichnungen
  • Ekkeland Götze – Go West - Terragrafien
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Karl Bohrmann – Arbeiten auf Papier

2002-01-12 - 2002-02-10

„Bevor ich eine Zeichnung beginne, spüre ich sie, ich sehe sie weniger, ich spüre den Raum und die Stelle, darin die Figur sich befindet. Auch während des Zeichnens sehe ich kaum, ich spüre es mehr. An welcher Stelle im Raum des Papierblattes sich etwas befindet, ist so aufregend, ebenso wo nichts ist. Genau diese Stellen zu treffen, kein bißchen zu hoch, genau so weit rechts, oder unerwartet links unten, genau in der Größe und der Betonung, die das Erleben von Raum und von Konstellationen hervorruft.“

Karl Bohrmann

 

Mit der lange geplanten Ausstellung von Arbeiten Karl Bohrmanns lädt der Kunstverein gleich zu Beginn des Jahres zu einem Höhepunkt ein: Der Künstler, 1998 verstorben, ist einer der ganz großen Zeichner Deutschlands und hat auch als Maler, Graphiker, Fotograph und Lehrer an der renommierten Frankfurter Städelschule gearbeitet. Der Kunstverein konzentriert sich auf das zeichnerische Werk Karl Bohrmanns und zeigt eine große Schau von 85 Zeichnungen. Karl Bohrmann hat sich über sein Schaffen auch schriftlich geäußert, in sehr genauen, anschaulichen, gelegentlich poetischen „Notizen“. Eine Lesung wird diese wichtigen und beeindruckenden Texte zu Gehör bringen und den bildenden Künstler auch als Wortkünstler zeigen.

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Anja Luithle – Objekte

2002-02-23 - 2002-03-24

Anja Luithles Objekte betrachtet man nicht, man begeg- net ihnen. Es sind lebendige Gegenüber, von imaginären Körpern beseelte Dinge, die uns in ihren Bann ziehen, uns in Zwiegespräche verwickeln. Meist von computergesteuerten Motoren in Bewegung versetzt, agieren ihre Objekte wie auf einer Bühne. Sie präsentieren sich, zeigen hintergründig An- und Einblicke, spielen mit exhibitionistischen Attitüden und Voyeurismus, verwischen die Grenzen zwischen Schein und Sein. Und wie auf einer Bühne verdichten sich diese Aktionen zu handlungs-typischen Mustern, zu stereotypen Bewegungen. Die Objekte verbergen nicht, sondern sie legen frei. Und das genüßlich. Doch nie geraten diese feinsinnigen Einblicke in die menschliche Psyche zu peinlichen Bloßstellungen. Sie zeugen vielmehr von der ironischen Selbst-reflektion ihrer Autorin, und die ist schaurig-schön und herrlich gemein.

Stefanie Lucci

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Hans Sieverding – ET IN ARKADIA EGO

2002-06-15 - 2002-07-14

Zyklus großformatiger Holzschnitte

Hans Sieverding bezieht sich in seinem Werkzyklus auf die Literaturgeschichte. Der Titel der Ausstellung, der übersetzt lautet „Auch ich war in Arkadien“ wurde seit der Antike häufig als Ausdruck der Sehnsuchtserfüllung gedeutet, wobei Arkadien sowohl als ideale Landschaft, besonders der (Hirten)-Poesie und eines erhöhten glücklichen Daseins galt als auch als Mythos einer Gegenwelt. Sieverding sucht die Verbindung von der Antike zu heute. Dabei geht es ihm um die Fragen nach dem Paradies, der verlorenen Unschuld und nach dem Tod sowie nach dem Verhältnis der modernen Gesellschaften zur Welt und zur Natur.

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Rolf Bodenseh – Steine

2002-09-21 - 2002-10-20

Skulpturen und Zeichnungen

Rolf Bodenseh kann inzwischen auf fünfunddreißig Jahre bildhauerischer Tätigkeit zurückblicken, in denen sich sein Verhältnis zu Skulptur und Plastik gewandelt und oft auf überraschende Weise weiterentwickelt hat. Er entscheidet sich Ende der siebziger Jahre für ein Material, das in der klassischen Skulptur einen festen Platz einnimmt: den Stein. Die aus Natursteinen gewonnenen Formen sind elementar und im Erscheinungsbild minimal, indem sie sich an Kreisformen, Kubus, Quader, Pyramide und Kegel orientieren. Sie entsprechen bei oberflächlicher Betrachtung in ihrer Einfachheit und Klarheit dem Bauprinzip minimalistischer Plastik – ohne jedoch deren Technikbezogenheit, Strukturalismus und Rationalismus zu teilen. Denn trotz aller Konkretheit existiert in Bodensehs Skulpturen immer auch ein irrationales, absurdes und paradoxes Element, folglich etwas, das sich nicht durch Logik oder Sprache erschließen lässt. Vielleicht kann man auch die Wirkung der Skulpturen von Rolf Bodenseh mit einem speziellen Phänomen der Zen-Kunst vergleichen, in der ein Werk einfach nur ein Anstoß für den Geist sein kann, durch den man in einen Moment direkter Erfahrung geschleudert wird ...

Susanne Jakob

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Ekkeland Götze – Go West

2002-11-09 - 2002-12-08

Go West – The North America Line

Mit Hilfe des Satelliten-Navigations-Systems GPS hat Ekkeland Götze im Juli und August 2001 ERDE entlang einer exakten Linie gewonnen. Diese Linie folgt dem 40. nördlichen Breitengrad, auf dem der geografische Mittelpunkt der USA liegt. Die Fundstellen befinden sich auf den Schnittpunkten dieser Linie mit den vollen Meridianen. Zwischen dem 75. und 124. westlichen Längengrad ergeben sich 50 Fundstellen, die in einem Abstand von etwa 85 Kilometern aufeinander folgen. Die in dieser Zeit herrschenden Umstände ermöglichten eine durchschnittliche Annäherung von etwa 300 Metern an diese Stellen. Jede Erdgewinnung wurde mit einem digitalen Foto in Richtung Westen dokumentiert.

Das Werk ist Symbol für einen Weg, der – wie die Besiedlung Nordamerikas durch die Weißen – von Ost nach West verläuft. Mit Hilfe des Global Positioning System, das in den USA entwickelt wurde, war die Realisierung des Projekts in sehr kurzer Zeit möglich. Die Linie verläuft über geografisch bestimmte Orte, die alle eine konkrete Geschichte haben. Die sozialen, politischen und kulturellen Aspekte dieser Geschichte können subjektiv ganz unterschiedlich bewertet werden. Die Terragrafien hingegen sind ein objektives Bild dieser Orte.

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